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Jubiläum

50 Jahre Gemeinde Aichwald

Am 1. Januar 1974 schlossen sich die drei eigenständigen Orte Schanbach (mit Lobenrot), Aichschieß (mit Krummhardt) und Aichelberg im Zuge der Gemeindereform in Baden-Württemberg zur Gemeinde Aichwald zusammen.

Dieses freudige Ereignis wurde an unserem großen Fest-Wochenende vom 20. bis 22. September 2024 gebührend gefeiert.

Nachbericht zum Festwochenende

Aichwald feiert mit großem Fest-Wochenende sein 50-jähriges Bestehen:

Buntes Programm und beste Stimmung bei der großen Jubiläums-Party

Vom offiziellen Festakt am Freitagabend über einen von Party-Musik geprägten Samstag bis hin zum Ökumenischen Gottesdienst und buntem Familienprogramm am Sonntag, der ganz im Zeichen der Vereine stand: Aichwald hat vom 20.-22.9. mit einem großen Fest-Wochenende bei perfektem Wetter und bester Stimmung sein 50-jähriges Jubiläum gefeiert.

,,Heute ist ein ganz besondere Tag für unsere Gemeinde. Aichwald ist dieses Jahr 50 Jahre alt geworden und wir sind heute Abend zusammengekommen, um ein halbes Jahrhundert Geschichte und die ganz besondere Gemeinschaft zu feiern, die unsere Ortsteile und ihre Bürgerinnen und Bürger seit 1974 verbindet“, begrüßte Bürgermeister Andreas Jarolim am Freitagabend die rund 250 geladenen Gäste in der Schurwaldhalle  -  darunter der Esslinger Bundestagsabgeordnete Markus Grübel, die Landtagsabgeordneten Andrea Lindlohr und Nikolas Fink, der designierte Esslinger Landrat Marcel Musolf sowie viele ehemalige und aktive Gemeinderatsmitglieder und Vereinsvorsitzende.

Eine „Liebesheirat ist es damals nicht gewesen“, räumte Jarolim gleich zu Beginn des offiziellen Festakts ein, der von SWR-Moderation Sonja Faber-Schrecklein moderiert und mit viel Applaus bedachten musikalischen Beiträgen der Lehrkräfte der Jugendmusikschule Aichwald begleitet wurde. Aber diese Vernunftsehe, bzw. der Zusammenschluss der Ortschaften Aichelberg, Aichschieß mit Krummhardt und Schanbach mit Lobenrot zur neuen Gemeinde Aichwald, sei im Zuge der Gemeindereform der einzige Weg gewesen, der drohenden Zwangseingemeindung nach Esslingen zu entgehen. Bereits im Frühjahr 1972 hatten sich die drei Gemeinderatsgremien in Schanbach, Aichschieß und Aichelberg für eine Vereinigung entschieden. Auch die im selben Jahr durchgeführte Bürgerbefragung zeigte ein eindeutiges Ergebnis: In Aichelberg sprachen sich 69 Prozent, in Aichschieß 92 Prozent und in Schanbach 95 Prozent der Stimmberechtigten für die Bildung einer neuen Einheitsgemeinde aus. Ende 1972 stimmten die Gemeinderäte schließlich den Vereinbarungen für einen Zusammenschluss zu, der zum 1. Januar 1974 in Kraft treten sollte.

Auch die Verantwortung für den neuen Ortsnamen lag bei den beteiligten Gemeinden, wie Jarolim rückblickend erzählte: Aus den Namensvorschlägen Drei-Eichen, Aichenbach, Bergtannen, Buschhalden, Beerendorf und vielen mehr wurde schließlich "Aichwald" als neuer Name gewählt. Dazu hatte angeblich auch ein freier Handelsverteter aus Aichschieß beigetragen. Vor der Abstimmung soll er im Namen zahlreicher Gewerbetreibender den Wunsch geäußert haben, dass auch der neue Gemeindename unbedingt mit einem „A“ beginnen solle, damit die ansässigen Firmen ganz vorn im Branchenverzeichnis zu finden seien. Laut Jarolim „eine wunderbare Idee“,, die auch noch dazu führe, dass Aichwald bei der Suche im Internet oder auf der Liste der Kommunen im Landkreis stets mit ganz vorn genannt werde.

Am 4. Januar 1974 versammelte sich erstmals der Übergangsgemeinderat, der sich aus den 30 ehemaligen Mitgliedern der Gemeinderäte aus Aichschieß, Aichelberg und Schanbach zusammensetzte, und wählte den bisherigen Bürgermeister Schanbachs, Peter Kuhn, zum Amtsverweser. „Doch damit war die Gefahr der drohenden Eingemeindung nach Esslingen noch nicht vom Tisch“, wie Jarolim in seiner Rede verdeutlichte. Dabei war diese direkt im Januar 1974 von 90,4 Prozent der neuen Aichwalderinnen und Aichwaldern bei einer Bürgeranhörung abgelehnt worden. Erst als sich auch im Juli 1974 der Landtag in Stuttgart angesichts dieses klaren Votums gegen eine Eingemeindung aussprach, war die Zukunft Aichwalds als eigenständige Gemeinde gesichert und im August 1974 konnte die erste Bürgermeisterwahl stattfinden, bei der Richard Hohler zum ersten Schultes Aichwald gewählt wurde.

Die neue Gemeinde stieß an ihre Grenzen Jarolim erinnerte in seiner Rede an die großen Herausforderungen, vor denen die junge Gemeinde, insbesondere angesichts der rapide anwachsenden Einwohnerzahl, in ihren ersten Jahren stand: „Die Kläranlagen waren zu klein, die Wasser- und Abwasserversorgung stieß an ihre Grenzen, ebenso das Angebot an Schul- und Kindergartenplätzen. Es gab keine funktionierende Verwaltung, keine Feuerwehr, keinen Bauhof und der neue Gemeinderat musste im Flur der Schanbacher Schule tagen“, zählte Jarolim die vielen „Baustellen“ des jungen Aichwalds auf.

In den Anfangszeiten der neuen Gemeinde sei wirklich einiges an Pioniergeist nötig gewesen“, unterstrich der Rathaus-Chef. Im Rückblick gelte hier sein ganz besonderer Dank dem ersten Bürgermeister und Ehrenbürger Aichwalds, Richard Hohler. Dieser habe die Geschicke von 1974 bis 2006 „mit viel Herzblut und Weitblick geleitet.“ Von Anfang an sei es Hohler darum gegangen, „die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger in allen Ortsteilen unserer Gemeinde zu verbessern.“ Jarolim führte einige der „wegweisenden Projekte“ auf, die in Hohlers 32-jähriger Amtszeit auf den Weg gebracht wurden „und Aichwald in vielerlei Hinsicht verändert und zukunftsfähig aufgestellt haben“. Exemplarisch nannte Jarolim  neben dem Aufbau der Verwaltung die weiteren Baulanderschließungen, die Sicherstellung einer funktionierenden Wasser- , Abwasser- und Gasversorgung, den Bau der Schurwaldhalle mit Sport- und Kulturteil , die Neugestaltung der Aichschießer und Krummhardter Ortsmitte, die Einweihung des neues Rathaus und der Bücherei, die Gründung der Diakonie- und Sozialstation sowie die Eröffnung des Seniorenzentrums.

Auch unter Nikolas Fink, dem zweiten Bürgermeister Aichwalds, wurden zwischen 2006 und 2018 in gewohnt guter Zusammenarbeit mit Gemeinderat und Verwaltung viele innovative Projekte auf den Weg gebracht, so Jarolim - etwa mit dem deutschlandweit beachteten Bau des Ärztehauses, der Eröffnung des Jugendhauses Domino, der Einweihung des Kinderhauses Farbenzauber sowie der Einführung der Aichwald Card.

Von der Vernunftsehe zur starken Partnerschaft „In den letzten fünf Jahrzehnten ist in Aichwald viel passiert und aus der Vernunftsehe schon lange eine erfolgreiche Partnerschaft mit starkem Zusammenhalt geworden“, betonte Jarolim. Besonders stolz sei man in Aichwald auf das breite Bildungs- und Betreuungsangebot, insbesondere auf die moderne Grundschule in Schanbach und die kürzlich abgeschlossene Komplettsanierung der Alten Sporthalle. Mit dem Neubau der Kita und Grundschule in Aichschieß, deren Spatenstich diese Woche erfolgte, werde die Gemeinde in den nächsten Jahren nochmals gut 10 Millionen Euro investieren, um auch in Zukunft dem Bedarf der Aichwalder Familien an Schul- und Betreuungsplätzen Rechnung zu tragen. 

Dass Aichwald ein Ort ist, an dem nicht nur ich er mit seiner Familie sehr gerne lebe, zeigt sich laut Jarolim auch im Heimat-Check der Eßlinger Zeitung vom letzten Jahr: Hier wurde die Zufriedenheit der Menschen mit ihrem Wohnort abgefragt und unter den 44 Gemeinden des Landkreises Esslingen belegte Aichwald insgesamt den 4. Platz, beim Thema Kultur und Freizeit sogar Platz 3. „Über diese Spitzenplatzierung freue ich mich sehr. Zeigt sie doch einmal mehr, dass Aichwald, gemessen an seiner Einwohnerzahl, eine sehr aktive und lebendige Gemeinde ist“, betonte Jarolim: Rund 45 Vereine und viele ehrenamtlich Tätige hätten einen großen Anteil daran, dass es sich auf dem Vorderen Schurwald gut leben lässt. 
Auch beim Zusammenwachsen der neuen Gemeinde Aichwald hätten die Vereine in den einzelnen Teilorten von Beginn an eine tragende Rolle gespielt und viel zum guten Zusammenleben beigetragen, ebenso wie die Kirchengemeinden und Schulen, unterstrich Jarolim - verbunden mit einem herzlichen Dankeschön an alle Beteiligten: „Ohne Ihr Engagement, Ihre Kreativität und Ihren Einsatz wäre Aichwald heute nicht die lebens- und liebenswerte Gemeinde, wie wir sie kennen.“

Dies zeige sich auch beim Festprogramm des Jubiläums-Wochenendes, an dem sich über 30 Vereine und Aichwalder Einrichtungen beteiligen. Jarolim: „Die vielen Stände, Darbietungen und Aktionen sind wieder einmal ein wunderbarer Beleg dafür, wie stark und aktiv unsere Gemeinschaft ist.“ Zugleich sei der 50. Geburtstag Aichwalds auch ein eindrücklicher Beweis dafür, „dass eine Gemeinde, die aus mehreren Ortsteilen zusammengewachsen ist, nicht ihre gewissen Eigenheiten aufgeben müsse.“ Die Bewohnerinnen und Bewohner von Aichelberg, Aichschieß, Krummhardt, Lobenrot und Schanbach hätten sich durchaus ihre Besonderheiten und ihre Eigenständigkeit bewahrt, was laut Jarolim „den ganz besonderen Reiz unserer Gemeinde ausmacht.“

Der Bürgermeister nutzte den Festakt auch, um den Menschen Dank zu sagen, die in den vergangenen Jahrzehnten Aichwald mitgestaltet haben. Es seien all jene, die in den Vereinen aktiv sind, die sich in der Kirche, in sozialen Initiativen und in der Politik engagieren, die hier ihre Familien gegründet und ihr Leben aufgebaut haben. Ein besonderes Dankeschön Jarolims ging auch an die „höchst kompetenten Amtsleitern sowie alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus, die ihre zunehmend komplexeren Aufgaben mit Bravour gemeistert und so einen wichtigen Beitrag zum Aufbau einer dienstleistungsorientierten Verwaltung geleistet haben.“

Sie alle hätten gemeinsam dafür gesorgt, dass Aichwald an seinem 50. Geburtstag sehr gut dasteht. „Ich bin mir sicher, dass wir auch in Zukunft die zahlreichen Herausforderungen, von der Digitalisierung über den Klimawandel, die Integration von Flüchtlingen bis hin zum demografischen Wandel, gut zusammen meistern werden“, so Jarolim.

Er sei sehr stolz darauf, Bürgermeister einer Gemeinde zu sein, in der das Ehrenamt und der gesellschaftliche Zusammenhalt so großgeschrieben werden, betonte Jarolim. Zum 50-jährigen Gemeindejubiläum wünsche er sich, „dass Aichwald auch weiterhin ein Ort bleibt, an dem sich die Menschen wohlfühlen, gerne wohnen und gut zusammenleben. Dass wir unsere Traditionen bewahren, aber auch offen für Veränderungen und Innovationen sind.“ Vor allem wünsche er sich, „dass uns der Gemeinschaftssinn, der starke Zusammenhalt und das große ehrenamtliche Engagement, das Aichwald auszeichnet, auch in den kommenden Jahrzehnten erhalten bleiben.“

Glückwünsche des Landkreises zur „blühenden Entwicklung Aichwalds“ Im Namen des Landkreises Esslingen übermittelte Dr. Marion Leuze-Mohr, in Vertretung des verhinderten Landrats Heinz Einiger, „die besten Glückwünsche zum 50. Geburtstag“. Aichwald sei viel mehr als ein schönes Naherholungsgebiet, betonte die Ministerialrätin, die selbst gerne zum Wandern nach Aichwald kommt – am liebsten auf den Planetenweg. In ihrer Rede ging die Erste Landesbeamtin kurz auf die Gemeindereform und den Wunsch der drei Schurwaldgemeinden nach Selbständigkeit ein. Dass die Aichwalder einst nicht zu Esslingen gehören wollten, könne sie aus der Perspektive der Schurwäldler verstehen, räumte die stellvertretende Landrätin in ihrer Rede ein. Den damaligen Zusammenschluss der drei Schurwaldgemeinden bezeichnete Dr. Leuze-Mohr als eine “Vernunftsehe mit Zuneigung“ und sprach von einer „blühenden Entwicklung, die Aichwald in den letzten fünf Jahrzehnten genommen und sich dabei zu einer leistungsfähigen Gemeinde mit guter Infrastruktur und kurzen Wegen entwickelt hat.“

Aichwald sei ein „Erfolgsmodell für die kommunale Selbstverwaltung“. Diese ermögliche es, flexibel auf die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner zu reagieren und biete damit viel Raum für die Gestaltung der Lebensverhältnisse vor Ort, so Dr. Leuze-Mohr. Damit die kommunale Selbstverwaltung funktioniere, müssten allerdings viele Akteure ihren Beitrag leisten und sich die Menschen aktiv an ihrem Wohnort einbringen: „Das gemeinsame Engagement für eine Sache ist es, was eine Gemeinde ausmacht“, ist sich die Erste Landesbeamtin sicher. „Engagieren Sie sich in Aichwald weiter so erfolgreich für Ihre Gemeinde“, appellierte Dr. Leuze-Mohr an die Besucher des Festakts. Bürgermeister Jarolim wünschte sie, „die Zukunfts Aichwalds auch weiterhin gut mit Weitblick und Augenmaß zu gestalten.“

Talk-Runde mit drei Bürgermeistern 50 Jahre „Schultes-Erfahrung“ standen in der anschließenden Bürgermeister-Talkrunde auf der Bühne: Richard Hohler, Nikolas Fink und Andreas Jarolim stellten sich den Fragen von Sonja Schrecklein, die passend zum Gemeindejubiläum ganz in gelb-blau - und damit in den Ortsfarben Aichwalds - gekleidet war. Nach den Anfangszeiten der neuen Kommune gefragt, räumte Richard Hohler ein, dass die „ersten Jahre nicht gerade einfach waren“. So gab es bis 1977 noch drei Ortsvorsteher und drei Ortsschaftsräte in Aichelberg, Aichschieß und Schanbach, die die Arbeit Hohlers als Bürgermeister für alle Aichwalderinnen und Aichwalder schwierig gestaltete. Erst als die Ortschaftsverfassung im Mai 1977 abgeschafft wurde, „war eine echte Einheit zu spüren“, erinnert sich Hohler.

Nach den wichtigsten Erfahrungen seiner 12-jährigen Amtszeit befragt, betonte Nicolas Fink, wie wichtig es in der Kommunalpolitik sei, „die Menschen gut zu informieren und mitzunehmen.“ Hier spiele das Amtsblatt nach seiner Meinung eine wichtige Rolle, da es über alle relevanten Projekte und Vorhaben der Gemeinde umfassend informiere. Auf die Frage, welche Voraussetzungen denn man als Bürgermeister mitbringen müsse, antwortete Richard Hohler: „Bürgermeister ist kein normaler Beruf, sondern ein dienender Beruf.“ Man müsse für die Menschen in der Gemeinde da sein und versuchen, selbst immer Mensch zu bleiben und nicht zu einer Amtsperson zu werden.“

Einigkeit herrschte bei dem Bürgermeister-Trio in der Einschätzung, was den besonderen Reiz der Schurwaldgemeinde ausmache: „Es sind die tollen Menschen, die aktive Vereinsarbeit und das große ehrenamtliche Engagement. “ Nach drei Stichworten gefragt, die Aichwald am besten charakterisieren, antwortete Bürgermeister Jarolim spontan „liebenswert, lebenswert, lebendig“.

Dass sich in den 50 Jahren seit der Gründung Aichwalds viel getan hat, verdeutlichte auch das Lied, das Kabarettist Christoph Sonntag mit auf die Bühne brachte – eine komplett von Künstlicher Intelligenz generierte Aichwalder Jubiläums-Hymne. Sonntag stellte einige kurze Ausschnitte aus seinem aktuellen Programm vor, bevor er sich mit einer in der Form Baden-Württembergs gestaltete „The Länd-Gitarre“ vom Publikum verabschiedete.

Abwechslungsreiches Festprogramm für Jung und Alt Nach dem offiziellen Festakt stand dann am Samstag Party-Stimmung für alle auf dem Programm: Am Spätnachmittag eröffnete Andreas Jarolim das Geburtstagsfest gemeinsam mit Rektor Jörn Pachner und tatkräftiger Unterstützung der Singenden Grundschule, die eigens einen „Aichwald-Jubiläums-Song“ in ihr Repertoire eingebaut hatte. Nachdem eine Verwaltungsmitarbeiterin vom Stuttgarter Flughafen die Starterlaubnis erhalten hatte, konnten die Kinder vom Pausenhof des Schanbacher Schulzentrums aus rund 250 gelbe und blaue Luftballons in den Himmel aufsteigen lassen – für viele Besucherinnen und Besucher ein sehr stimmungsvoller und emotionaler Anblick.

Im Anschluss sorgten Widmann & Band für beste musikalische Unterhaltung, bevor am Samstagabend die Bühne der Gaudi-Band des Musikvereins Aichelberg gehörte, die dem Publikum auf dem Platz vor der Schurwalhalle ausgelassenste Partystimmung garantierte.

Mit einem ungewöhnlichen ökumenischen Open-Air-Gottesdienst, der gemeinsam vom katholischen Pfarrer Robert Aubele, der neuen evangelischen Pfarrerin in Aichelberg, Lea Gund sowie Pastor Andreas Klöpfer von der Nachbarschaftskirche Aichwald gehalten wurde, begann der letzte Tag des Fest-Wochenendes. Auf großen Zuspruch stieß bei den Gottesdienstbesuchern die musikalische Begleitung durch die Band „Covernments“ der Jugendmusikschule Aichwald sowie des Musikvereins Aichschieß, der anschließend zum musikalischen Frühschoppen einlud.

Ab 13 Uhr konnten die Festbesucher bei schönstem Spätsommerwetter an den vielen Aktionen der Aichwalder Vereine und Organisationen teilnehmen oder sich an den Infoständen über deren Arbeit informieren. Während sich die kleineren Gäste sehr über verschiedene Bastelmöglichkeiten, eine Spielstraße, Hüpfburg, Flohmarkt, Quad-Fahren , Kinder-Schminken und einen Bewegungs-Parcours freuten, waren die Oldtimer-Ausstellung, das Tennis-Kleinfeld sowie das Repair-Café beliebte Anlaufstellen für Jung und Alt.

Auf großes Interesse stieß auch das abwechslungsreiche Programm auf der Außenbühne vor der Schurwaldhalle -  von den Zumba- und Trommel-Vorführungen der VHS Aichwald, der Mitmachgymnastik des Seniorenrats Aichwald, einem Konzert der drei Chöre des MGV Liederkranz Schanbach sowie Volkstanz- und Line-Dance-Aufführungen der Landfrauen. Auch die Bücherei Aichwald nutzte den Fest-Sonntag, um auf der Bühne zusammen mit einem Clown das Ende ihrer Sommerferien-Aktion „Heiß auf Lesen“ zu feiern. Auf dem Parkplatz des Jugendhauses Domino, wo die Feuerwehr Aichwald Schauübungen mit Rundfahrten durchführte, herrschte ebenfalls starker Besucherandrang. Zudem schauten viele Bürgerinnen und Bürger an der Bushaltestelle „Schanbach Schule“ vorbei, wo der gemeinsame ÖPNV-Aktionstag von BBA BürgerBus Aichwald, VVS und Schlienz-Tours stattfand.

Auch am Infostand der Gemeinde konnten sich die Rathaus-Mitarbeiterinnen keine Pause gönnen: „Reißenden Absatz“ fanden neben dem ausgelegten Infomaterial und Wanderkarten insbesondere die blauen, speziell zum Jubiläum gedruckten T-Shirts, auf denen für Frauen, Männer und Kinder der gelbe Aufdruck „Aichwalderin, Aichwalder und Aichwalderle „ zu lesen war.

Einige Festbesucher machten von der Gelegenheit Gebrauch, es sich auf der Picknick-Wiese mit Decke oder Liegestühlen gemütlich zu machen und dabei dem Konzert des Akkustik-Duos „2-Plugged“ zu lauschen, mit dem das bunte Fest-Wochenende am Sonntagabend seinen stimmungsvollen Abschluss fand.

„Ich freue mich sehr, dass sich so viele Aichwalder Vereine und Institutionen mit tollen Aktionen am Jubiläumsfest beteiligt und dieses zu einem unvergesslichen Erlebnis mit Festival-Feeling gemacht haben“, betont Bürgermeister Jarolim. „Ohne dieses Engagement und den großen ehrenamtlichen Einsatz hätte sich Aichwald nicht zu der lebens- und liebenswerte Gemeinde entwickeln können, wie wir sie heute kennen.“ 

Film von ES-TV

Einen guten Eindruck vom Festwochenende liefert auch der Film von ES-TV, den Sie hier abrufen können:
Film zum Festwochenende 50 Jahre Aichwald
(Beim Abruf des Videos erfolgt eine Weiterleitung auf das Portal YouTube)

Bildergalerie "50 Jahre Aichwald"

Fotos: Oliver Stilz

Neues Logo

Um das 50-jährige Bestehen unserer Gemeinde noch mehr in den Blickpunkt zu rücken, wurde für das Jubiläumsjahr ein neues Logo „Wir feiern! – 50 Jahre Gemeinde Aichwald“ entwickelt. Dieses ist ab sofort auf der Titelseite des Amtsblatts „Aichwald aktuell“ und auch auf allen elektronischen Signaturen der Verwaltung zu sehen.
"Das neue Logo steht sinnbildlich für 50 Jahre gewachsene Gemeinschaft“, betont Bürgermeister Andreas Jarolim. „Wir freuen uns sehr darauf, diesen besonderen Anlass mit allen Bürgerinnen und Bürgern zu teilen und zu feiern.“

Amtsblattserie "50 Jahre Aichwald"

Wie alles mit der Gemeindereform begann:

Von der Zweckehe zur lebendigen Gemeinde Es ging eher ruhig zu auf dem Vorderen Schurwald, bevor die drei eigenständigen Orte Schanbach (mit Lobenrot), Aichschieß (mit Krummhardt) und Aichelberg im Zuge der Gemeindereform in Baden-Württemberg am 1. Januar 1974 zur Gemeinde Aichwald vereinigt wurden. „Obwohl dieser Zusammenschluss freiwillig erfolgte, war es keine Liebesheirat, sondern vielmehr eine Zweckgemeinschaft“, erinnert sich der erste Bürgermeister Aichwalds, Richard Hohler, der die Geschicke der neuen Gemeinde von 1974 bis 2006 leitete.
Hohler war 1969 als junger Verwaltungsbeamter auf den Vorderen Schurwald gekommen – zu einer Zeit, in der in Baden-Württemberg die Frage der Gemeindereform akut war: Als Teil einer umfassenden Verwaltungsreform sah diese vor, „die Verwaltungs- und Leistungskraft kleinerer Gemeinden zu stärken“, insbesondere, um für die Bürgerinnen und Bürger gleichwertige Lebensverhältnisse auf dem Land und in den Städten zu schaffen. Durch Zusammenschlüsse und Eingemeindungen sollten die ehemals 3.379 Gemeinden in Baden-Württemberg auf 1.080 Gemeinden mit einer Mindesteinwohnerzahl von 8.000 reduziert werden – mit der Begründung, dass erst ab dieser Größe den gestiegenen Bedürfnissen der Bevölkerung nach guten Wohnverhältnissen, Straßen und einer Infrastruktur mit Schulen, Kindergärten, Gesundheitsversorgung sowie Kultur-, Sozial- und Freizeiteinrichtungen, entsprochen werden könne.
Ein weiterer Aspekt der Reform war, dass auf Grund der zunehmenden und immer komplexeren Aufgaben für die Gemeindeverwaltungen dringend hauptamtliches und fachlich ausgebildetes Personal benötigt wurde. „Früher waren die Rathäuser in erster Linie eine Ordnungsverwaltung, die vor allem die Meldebehörde, Standesamt, Ortspolizeibehörde und Feuerwehr umfasste“, erklärt Alt-BM Hohler.

Angst vor Eingemeindung nach Esslingen Die Landesregierung hoffte, dass sich bis Mitte 1974 möglichst viele Gemeinden freiwillig zusammenschließen würden und gab dazu finanzielle Anreize in Form von Prämien nach dem Finanzausgleichsgesetz. Bedingung war, dass in den betroffenen Gemeinden bis zum 2. April 1972 eine Bürgeranhörung stattgefunden hatte; für alle anderen Gemeinden wurde im Juli 1974 ein zwangsweiser Zusammenschluss per Gesetz vorgeschrieben.
Vor die Alternativen Selbständigkeit, Eingemeindung nach Esslingen oder Zusammenschluss gestellt, entschieden sich die drei Gemeinderatsgremien in Schanbach, Aichschieß und Aichelberg für eine Vereinigung. Schon in den 50er- und 60er-Jahren hatten die drei Gemeinden in vielen Bereichen erfolgreich zusammengearbeitet: Von der gemeinsamen Anstellung eines Finanzbeamten über Straßenbauangelegenheiten, den Gemeinschaftsbau des Wasserturms und einer modernen Schule bis hin zur Gründung eines Allgemeinen Sportvereins „Vorderer Schurwald“ im Jahr 1967. Die Gründung des Planungsverbandes „Vorderer Schurwald“ 1965 war ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem Zusammenschluss, da dieser auch die Aufgabe hatte, einen gemeinsamen Flächennutzungsplan für Aichelberg, Aichschieß und Schanbach zu erstellen.
Im Mai 1971 wurde ein Ausschuss geschaffen, der die Bildung einer Einheitsgemeinde vorbereiten sollte. Diese wurde auch bei der 1972 durchgeführten Bürgerbefragung in hohem Maße befürwortet:  In Aichelberg sprachen sich 69 Prozent, in Aichschieß 92 Prozent und in Schanbach 95 Prozent der Stimmberechtigten für die Bildung einer Einheitsgemeinde aus.  Ende 1972 stimmten die Gemeinderäte schließlich den Vereinbarungen für einen Zusammenschluss zu, der zum 1. Januar 1974 in Kraft treten sollte. „Es war klar, dass wir als neue, eigenständige Gemeinde viel mehr Gestaltungsmöglichkeiten haben würden als bei einer Eingemeindung nach Esslingen“, so Hohler.
Um die Übergangszeit besser regeln zu können, wurde im Oktober 1973 in einem Vorschaltgesetz die Amtszeit von Bürgermeister und Gemeinderat in den aufzulösenden Gemeinden verlängert, um mehrere Wahlen innerhalber kurzer Zeit zu vermeiden. Zugleich wurden in den betroffenen Gemeinden größere Investitionen verboten oder sogar eingeschränkt. Allerdings nutzen noch alle  drei Ortsteile kurz vor der Gemeindereform die Chance, eigene Neubaugebiete auszuweisen – wodurch die Bevölkerung Aichwalds innerhalb von nur zehn Jahren von rund 5.500 im Jahr 1974 auf 8000 Einwohner anwachsen sollte.

Spannende Wahl zum Bürgermeister Am 4. Januar 1974 versammelte sich erstmals der Übergangsgemeinderat, der sich aus den 30 ehemaligen Mitgliedern der Gemeinderäte aus Aichschieß, Aichelberg und Schanbach zusammensetzte, und wählte den bisherigen Bürgermeister Schanbachs, Peter Kuhn, zum Amtsverweser. Gleichzeitig wurde eine Hauptsatzung und Ortschaftsverfassung mit eigenen Ortschaftsräten erlassen.
Dennoch war die Gefahr der drohenden Eingemeindung nach Esslingen noch nicht vom Tisch  – obwohl diese laut einer direkt im Januar 74 durchgeführten Bürgeranhörung von 90,4 Prozent der neuen Aichwalderinnen und Aichwalder abgelehnt wurde. Erst als sich auch im Juli 1974 der Landtag in Stuttgart gegen eine Eingemeindung aussprach, war die Zukunft Aichwalds als eigenständige Gemeinde gesichert.
Bereits zuvor waren im April 1974 die 20 Gemeinderäte Aichwalds gewählt worden; im Juli war die Wahl zum neuen Bürgermeister ausgeschrieben worden, die Richard Hohler am 15. September im ersten Wahlgang für sich entscheiden konnte.  Am 1. Oktober wurde Richard Hoher in der Schule in Schanbach als Bürgermeister der neuen Gemeinde eingesetzt. Die Ortschaftsverfassung, mit der man die Interessenwahrung und Eigenart der drei Ortsteile sicherstellen wollte, wurde 1977 aufgehoben.
„Der Zusammenschluss von Aichelberg, Aichschieß und Schanbach zur Gemeinde Aichwald ist eine echte Erfolgsgeschichte“, so Bürgermeister Andreas Jarolim. „Damit wurde vor 50 Jahren der Grundstein gelegt für den wichtigen Ausbau und die Modernisierung der kommunalen Einrichtungen – und damit für die hohe Lebensqualität und den unvergleichbaren Zusammenhalt der Menschen in unserer Gemeinde.“

Seit 1994 hat die Sozialstation Schurwald ihren Sitz im alten Aichschießer Rathaus

Wie Aichwald zu seinem Namen und Wappen kam:

Im Zuge der Gemeindereform in Baden-Württemberg lag die Verantwortung für die Vergabe der neuen Ortsnamen ebenfalls bei den beteiligten Gemeinden. Bereits 1972 hatten die Gemeinderäte von Aichelberg, Aichschieß und Krummhardt den Vereinbarungen für einen Zusammenschluss zugestimmt, der zum 1. Januar 1974 in Kraft treten sollte. Auch der neue Name sollte die Zusammenführung der drei Orte symbolisieren und zudem die geografischen Merkmale der Gegend sowie die Geschichte der ursprünglichen Orte widerspiegeln. Vor allem aber ging es darum, „ein starkes Wir-Gefühl zu erzeugen“, erinnert sich der erste Bürgermeister Aichwalds, Richard Hohler. „Die Bewohner aller Ortsteile sollten trotz ihrer Eigenheiten das Gefühl haben, gleichberechtigt zur neuen Gemeinde dazuzugehören und sich mit dem neuen Namen identifizieren können.“
Aus den Namensvorschlägen Drei-Eichen, Aichenbach, Bergtannen, Buschhalden, Beerendorf und vielen mehr wurde schließlich "Aichwald" als neuer Name gewählt, der anschließend vom Regierungspräsidium und Innenministerium genehmigt wurde. So hat die Vorsilbe „Aich“, die bereits in den Ortsnamen Aichschieß und Aichelberg vorhanden war, häufig ihren Ursprung in der althochdeutschen Sprache. Sie leitet sich in der Regel von "Eiche" ab und weist meist auf eine Gegend hin, in der Eichenbäume reichlich vorhanden waren. Die zweite Silbe "Wald" zeigt ebenfalls auf die bewaldete Umgebung Aichwalds, insbesondere auf die früheren Eichenwälder, die alle drei Ortsteile umgeben.
Auch im Aichwalder Wappen von 1977, das wichtige Elemente der drei bisherigen Wappen vereinigt, spiegelt sich das reibungslose Zusammenfinden der drei Teilorte Schanbach, Aichschieß und Aichelberg wider: Die Grundfarbe blau und der goldene Schrägbalken entstammen dem ehemaligen Schanbacher Wappen, die Armbrust ist dem Aichschießer Wappen entnommen und die Eichel erinnert an das Aichelberger Wappen, das seit 1930 eine solche aufwies.
Das Wappen und die neue Flagge wurden der Gemeinde Aichwald am 5. September 1977 feierlich durch das Landratsamt Esslingen verliehen. „Es war von Anfang an unser oberstes Ziel, eine Einheit zu werden,“ betont Richard Hohler, der von 1974 bis 2006 Bürgermeister in Aichwald war. „Und dies ist uns nicht nur mit dem neuen Namen und Wappen rückblickend sehr gut gelungen.“

Starkes Bevölkerungswachstum stellt Infrastruktur der neuen Gemeinde vor große Herausforderungen

Nach dem Zusammenschluss der Gemeinden Aichelberg, Aichschieß mit Krummhardt und Schanbach mit Lobenrot zur neuen Kommune Aichwald kam es zu einem enormen Bevölkerungswachstum. Denn kurz vor Umsetzung der Gemeindereform im Jahr 1974 hatte noch jede Teilgemeinde die Möglichkeit genutzt, eigene Neubaugebiete auszuweisen – was bald zu einem sprunghaften Anstieg der Einwohnerzahl führte: Zählte man 1970 in den drei Teilorten insgesamt etwas mehr als 4.000 Einwohner, so war die Bevölkerung im Jahr 1974 in Aichwald bereits auf 5.500 Einwohner und im Jahr 1982 auf rund 8.000 Einwohner angestiegen – womit sich die Bevölkerungszahl innerhalb von zehn Jahren nahezu verdoppelt hatte. Damit wuchs Aichwald in dieser Zeit rund zehnmal schneller als andere Orte im Landkreis Esslingen, was die neue Gemeinde vor vielfältige Aufgaben und Herausforderungen, insbesondere beim Ausbau der Infrastruktur sowie der Grundversorgung, stellte.

Starkes Bevölkerungswachstum Zu einem rapiden Anstieg der Einwohnerzahl war es bereits 1970/71 gekommen: Als Ansatz zur damals geplanten „Schurwaldstadt“ wurden in Schanbach die Hochhäuser an der Albstraße gebaut, die rund 1.100 Menschen ein neues Zuhause boten. Wäre es nach dem Anfang der 70er Jahre erstellten Entwurf des Flächennutzungsplans gegangen, hätte die Einwohnerzahl durch die Verdichtung Aichwalds zur Wohnstadt mit sieben neuen Ortsteilen sogar auf über 20.000 ansteigen sollen. Laut Alt-Bürgermeister Richard Hohler sahen die damaligen Planungen am heutigen Horben-Parkplatz die wirtschaftliche Mitte der Gemeinde mit mehreren 15-stöckigen Hochhäusern für 4.500 Einwohner vor.  Zudem beinhaltete der Entwurf eine vierspurige Straße von Esslingen über Aichwald ins Remstal, die mit einem Tunnel unter den Horben, der bis zum Abzweig Krummhardt führen sollte, quer durch Aichwald verlaufen wäre. Auch wenn dieser ehrgeizige Entwurf letztlich nicht genehmigt und umgesetzt wurde, gab er doch den weiteren Weg einer gemeinsamen, aufeinander abgestimmten Weiterentwicklung der drei Teilgemeinden vor.

„Aichwald war noch nie eine reiche Gemeinde, doch nach dem Zusammenschluss und dem stetigen Anstieg der Einwohnerzahlen mussten insbesondere im Bereich Infrastruktur viele neue Weichen gestellt werden“, erzählt Hohler, der von 1974 bis 2006 an der Rathausspitze Aichwalds stand. „Ab 1974 ging zwar der Verwaltungsbetrieb los, aber wir hatten weder eine zentrale Verwaltung noch einen Bauhof“, beschreibt Hohler die großen Herausforderungen der neuen Gemeinde. So hatte zwar jede Teilgemeinde ihre eigenen kleinen Kläranlagen, die durch den stetigen Einwohnerzuwachs jedoch bald so überfordert waren, dass in der ersten Amtszeit Hohlers drei neue Kläranlagen gebaut werden mussten. Auch bei der Wasserversorgung stieß die neue Gemeinde innerhalb kürzester Zeit an ihre Grenzen: 1976 kam es bei der Wasserversorgung kurzzeitig zum Zusammenbruch, der auch ein Wässerungsverbot in Aichschieß, Aichelberg und Schanbach nach sich zog. Um diesen Engpass zu beheben mussten neue Wasserleitungen vom Wasserturm nach Aichelberg und in Richtung Aichschieß verlegt werden.

Mit dem 1977 aufgestellten Gemeindeentwicklungsplan begann schließlich der kontinuierliche Ausbau bzw. die Modernisierung kommunaler Einrichtungen. Durch den Bau mehrerer Regenüberlaufbecken, dem Austausch alter Wasserleitungen, den Anschluss Krummhardts und Lobenrot an das Abwassernetz und die Erweiterung der Kläranlagen bis in die Mitte der 80er Jahre konnten die Wasserversorgung und die Abwasserbeseitigung sukzessive stabilisiert werden.

Aufbau gemeinsamer Einrichtungen Um das Funktionieren der neuen Gemeinde zu gewährleisten, mussten betriebsnotwendige Einrichtungen zusammengelegt und neu organisiert werden. Dazu wurden in einem ersten Schritt die drei „Fronmeister“ der ehemaligen Teilgemeinden zusammengeführt. Auch die Unterhaltung der öffentlichen Einrichtungen und Anlagen, die Müllabfuhr und der Winterdienst mussten neu organisiert werden. Die bisherigen drei getrennten Feuerwehren wurden zur einheitlichen Feuerwehr Aichwald zusammengeführt. 1978 wurde schließlich in Schanbach ein zentraler Bauhof eingerichtet und auch die Feuerwehr erhielt dort ein größeres Magazin. Anfang der 90er Jahre konnten dann der neue Bauhof in Aichschieß sowie ein neues Haus für Feuerwehr und DRK in Schanbach eingeweiht werden.

Neben der Wasserversorgung sowie der Müll- und Abwasserentsorgung waren insbesondere mit der weiteren Baulanderschließung, dem Straßenbau und der Verkehrsanbindung erhebliche Verwaltungsanstrengungen verbunden. Auch in anderen Bereichen wurde eine moderne Infrastruktur nötig: Mit der Vergrößerung der Friedhöfe in Schanbach, Aichschieß  und Aichelberg einschließlich Neubau der Aussegnungshallen trug man auch hier der steigenden Bevölkerungszahl Rechnung.

Um den Dorfcharakter der einzelnen Ortsteile weitgehend zu erhalten, hatte sich der Gemeinderat 1987 für den Weg der „erhaltenden Ortskernsanierungen“ entschieden: Zwischen 1988 und 1992 war bereits die Ortsmitte in Aichschieß grundlegend saniert worden; 1991 wurde in Krummhardt ein kleiner Dorfplatz mit der Linde als Ortsmitte angelegt. In Aichelberg wurden die Schurwaldstraße und die Schnaiter Straße saniert. Am umfangreichsten war die Neugestaltung der Schanbacher Ortsmitte Mitte der 90er-Jahre mit dem Neubau des Rathauses, dem Bau eines Wohn- und Geschäftshauses sowie eines Bankgebäudes und des evangelischen Gemeindehauses.

Verbesserung der Lebensverhältnisse Beim Start der neuen Gemeinde 1974 gab es in den fünf Teilorten insgesamt nur eine Arztpraxis in Schanbach. Für die Bevölkerung sehr hilfreich war es seinerzeit, dass man seine  Rezepte beim Arzt bestellen, diese aber in einer Gaststätte in Aichschieß bzw. Aichelberg abholen konnte – wodurch sich die Aichschießer und Aichelberger den Weg nach Schanbach sparen konnten. Bereits 1969 war auf dem Vorderen Schurwald ein Krankenpflegeverein gegründet worden, über den die Versorgung alter und kranker Menschen in ihrem Zuhause sichergestellt werden sollte. Um auch die ärztliche Versorgung der stark gewachsenen Bevölkerung zu gewährleisten ist es dann gelungen, zwei weitere Ärzte anzusiedeln.

Auch die Lebensverhältnisse für Kinder und Jugendliche wurden nach der Gründung Aichwalds wesentlich verbessert: Bereits 1974 wurde ein neuer Kindergarten in Aichelberg eröffnet und 1985 der zuvor abgebrannte Kindergarten in Schanbach wieder aufgebaut. In den Teilorten wurden verschiedene Spielplätze errichtet und Mitte der 90er Jahre wurde die Kernzeitbetreuung eingeführt und das Jugendhaus „Domino“ in einem Behelfsbau eröffnet. Auch die Grund- und Hauptschule wurde zwischen 1975 und 1980 großzügig erweitert, ebenso wie die Sportplätze. Im Juni 1993 wurde schließlich der Sportteil der Schurwaldhalle eingeweiht, nachdem bereits 1986 der Kulturteil der Halle fertiggestellt worden war, was wiederum für das Vereinsleben sehr wichtig war.

Auf Grund der demographischen Entwicklung wurde es notwendig, auch an die ältere und pflegebedürftige Bevölkerung zu denken. Um diesen dringenden Bedarf abzudecken, wurde 2005 das neue Seniorenzentrum in Schanbach mit einem Pflegeheim, dem betreuten Wohnen und der Begegnungsstätte in Betrieb genommen.

Zu einer funktionierenden Gemeinde gehören auch ausreichende Arbeits- und Ausbildungsplätze. Um diese zu erreichen wurden in Aichschieß und Aichelberg neue Gewerbeflächen ausgewiesen. Dadurch konnten neue Gewerbebetriebe angesiedelt bzw. bereits ansässige Betriebe erweitert werden, wodurch auch das Gewerbesteueraufkommen ständig anstieg und zu einem wichtigen Bestandteil für die Gemeindefinanzen wurde.  

„All diese Maßnahmen trugen dazu bei, die Lebensqualität in Aichwald nach der Gemeindereform 1974 deutlich zu verbessern und die Gemeinde zu einem attraktiven Wohn- und Lebensort zu machen“, blickt Altbürgermeister Richard Hohler zurück, der heute noch „sehr gern“ in Aichelberg wohnt. „Die damaligen Infrastruktur-Maßnahmen haben den Grundstein für eine nachhaltige Entwicklung und positive Zukunftsperspektive für unsere Gemeinde gelegt“, ist sich auch Bürgermeister Andreas Jarolim sicher.  

Welche große Herausforderung die wachsende Kinder- und Schülerzahl an das junge Aichwald stellte und welche entscheidende Rolle die Schule beim Zusammenwachsen der drei Teilorte spielte, ist Thema des nächstens Artikels, der im Mai in dieser Jubiläums-Serie erscheinen wird.

Mitte der 90er Jahre wurde im Zuge der Neugestaltung der Schanbacher Ortsmitte auch das Rathaus neu gebaut.
Durch den Bau der Hochhäuser an der Albstraße stieg die Einwohnerzahl Anfang der 70er Jahre sprunghaft an.

Die Schule in Schanbach wird zur Keimzelle der neuen Gemeinde

Mit dem starken Bevölkerungswachstum Aichwalds nahm auch die Anzahl der Kinder stetig zu: Zählte die neue Gemeinde zum Zeitpunkt des Zusammenschlusses 1974 noch rund 5.500 Einwohner, so waren es 1982 bereits 8.000 – darunter viele Familien mit Kindern, die in den Neubaugebieten ein neues Zuhause gefunden hatten. „Angesichts der rapide steigenden Schülerzahlen war die Schule vor große Herausforderungen gestellt“, erinnert sich Manfred Raab, der von 1968 bis 2000 Schulleiter in Aichwald war. Als der Pädagoge 1968 seine neue Tätigkeit auf dem Schurwald antrat, „waren die Unterschiede zwischen Stadt und Land, wo es kaum öffentliche Einrichtungen gab, enorm,“ so Raab.

Zwar gab es in den drei Gemeinden Aichschieß, Schanbach und Aichelberg bereits vor der Gemeindereform die für die damalige Zeit üblichen Volksschulen - allerdings konnten diese auf Grund ihrer zum Teil schlechten baulichen Substanz, Ausstattung und geringen Größe nicht den Bedarf der Gemeinden decken. Bereits 1962 hatte der Schulverband Vorderer Schurwald den Bau einer gemeinsamen Hauptschule beschlossen. Der Neubau der Nachbarschaftsschule Vorderer Schurwald, der 1968 mitten auf der Wiese in einem Himbeerfeld erfolgte, sei für die weitere Entwicklung Aichwalds enorm wichtig gewesen, ist sich Raab sicher: „Hier wurden ab 1968 die Kinder aus allen fünf Ortsteilen zusammengeführt. Und über die Kinder sind schließlich auch die Eltern zusammengekommen.“ Damit habe die Schule von Anfang an „einen großen Beitrag für das emotionale Befinden und Zusammenleben geleistet“. Raab: „Die Schule war der wichtigste Katalysator für den späteren erfolgreichen Zusammenschluss von Aichelberg, Aichschieß und Schanbach zur neuen Gemeinde Aichwald.“

Sportunterricht auf dem Flur „Angesichts der steigenden Kinderzahlen mussten die Schulen in unserer neuen Gemeinde eine große Last tragen“, betont auch Richard Hohler, der von 1974 bis 2006 Bürgermeister in Aichwald war. Teilweise wurden Holz-Container aufgestellt, in Aichschieß sogar das Gemeindehaus angemietet, um Klassen unterzubringen, bevor 1979 der Anbau bzw. die Erweiterung der Schule erfolgte. In der Aichschießer Grundschule gab es Mitte der 70er Jahre fünf Klassen, aber nur drei Klassenzimmer, weshalb kurzerhand die Schulküche aufgelöst und in ein Klassenzimmer umgewandelt wurde. Zudem fand für einige Grundschulklassen der Außenstellen in Aichelberg und Aichschieß der Unterricht in der neuen Schule in Schanbach statt – je nach Schülerzahl und Klassengröße. „Das hat uns auch beim Thema Transport vor große Herausforderungen gestellt“, erinnert sich Raab: Konnten bislang alle Kinder in den Ortsteilen Aichschieß und Aichelberg die Schule fußläufig erreichen, musste nun auch für die Grundschüler eine Beförderung mit dem Bus nach Schanbach organisiert werden, um einen geregelten Schulbetrieb zu ermöglichen.

Obwohl die neue Schule in Schanbach über zehn Klassenzimmer verfügte, reichten auch diese schon bald nicht mehr aus. Insbesondere die Bebauung des Wohngebiets Albstraße in Schanbach Anfang der 70er Jahre, wo rund 1.100 Personen innerhalb kürzester Zeit in die Hochhäuser einzogen, sorgte für einen sprunghaften Anstieg der Schülerzahlen. „Teilweise fand der Unterricht in den Kursräumen statt und es gab so genannte Wanderklassen, der Sport wurde im großen Gang vor dem Rektorat und Lehrerzimmer gemacht, da wir ja noch keine Turnhalle hatten,“ erzählt Raab, der mit seiner Familie von 1968 bis 1979 im Hausmeisterhaus an der Schule gewohnt hat.

Öffentliches Leben fand in der Schule statt „Auch das gesamte öffentliche Leben der Gemeinden hat sich lange Zeit in der Grund- und Hauptschule in Schanbach abgespielt“, erinnert sich Alt-Bürgermeister Richard Hohler. Das Rote Kreuz, die Volkshochschule und Jugendmusikschule hatten dort ebenso ihren Sitz wie die Ortsbücherei. Es gab Konzerte, Ausstellungen und Blutspendeaktionen in der Schule. Die Amtseinführung von Bürgermeister Richard Hohler und Gemeinderatsitzungen wurden bis 1986 ebenfalls dort abgehalten. „Die Schule in Schanbach war die Keimzelle für das neue Aichwald“, sind sich Raab und Hohler einig.

Dabei waren die Rahmenbedingungen alles andere als einfach: „Es gab keinerlei Infrastruktur für die neue Schule, zudem mussten die drei bisher selbständigen Schulen mit ihren Kollegien zusammengeführt werden,“ erinnert sich Raab. „Es war kein einfacher Start der Grund- und Hauptschule Vorderer Schurwald, aber in der Gemeinde und insbesondere der Schule herrschte eine positive Aufbruchstimmung,“ blickt Raab zurück. Mit der Bildung der neuen Gemeinde Aichwald zum 1. Januar 1974 wurde die “Nachbarschaftsschule Vorderer Schurwald“ in „Grund und Hauptschule Aichwald“ umbenannt, zwischen 1975 und 1980 der gesamte Schulkomplex großzügig erweitert. Der bereits in den 60er Jahren neben der Schule angelegte Sportplatz wurde in den 80er Jahren zum Sportzentrum ausgebaut; im Juni 1993 konnte schließlich der Sportteil der Schurwaldhalle eingeweiht werden, nachdem bereits 1986 der Kulturteil der Halle fertiggestellt worden war.

Besonders gern erinnert sich Raab an die 80er Jahre, als die zweizügige Hauptschule in Schanbach zusammen mit der Grundschule rund 720 Schülerinnen und Schüler zählte: „Es war eine arbeitsintensive, aber auch erfüllende Zeit, wo wir wirklich viel bewegen konnten,“ so Raab. Auch die Zusammenarbeit zwischen der Schule, den Vereinen, örtlichen Betrieben, sowie der Volkshochschule sei dabei sehr hilfreich und erfolgreich gewesen. Raab: „Diese Öffnung nach außen war ein besonderes Merkmal der Schule.“ Der ehemalige Schulleiter bedauert sehr, dass es in Aichwald seit 2019 keine Hauptschule (mit Werkrealschule) mehr gibt, die Sanierungsarbeiten an „seiner alten Schule“ hat der 86-jährige Krummhardter jedoch sehr positiv verfolgt: Nach dreijährigem Umbau ist das Schulzentrum seit 2019 technisch und baulich auf dem neuesten Stand, die dortige Grundschule – weit über den Landkreis Esslingen hinaus – eine der modernsten ihrer Art. Nachdem die umfassenden Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten an der Alten Sporthalle 2024 abgeschlossen werden, steht diese dann auch wieder für den Sportunterricht zur Verfügung.

Breites Bildungs- und Betreuungsangebot Doch nicht nur für die Schülerinnen und Schüler, sondern auch für die kleineren Kinder wurden die Lebensverhältnisse nach der Gründung Aichwalds wesentlich verbessert: Bereits 1974 wurde ein neuer Kindergarten in Aichelberg eröffnet, 1985 der zuvor abgebrannte Kindergarten in Schanbach wieder aufgebaut und Mitte der 90er Jahre das Aichelberger Rathaus für die Kernzeitbetreuung genutzt. Mit dem Bau der Kindertagesstätte mit Schule in Aichschieß wird in diesem Jahr in Aichwald ein weiteres Großprojekt im Rahmen der Schulsanierungen umgesetzt: Auf dem Gelände des alten Schulhauses werden Grundschule und Kindergarten neu gebaut, um dem künftigen Raumbedarf von Schule, KiTa und Kernzeit Rechnung zu tragen.

„Mit unseren drei Grundschulstandorten in Schanbach, Aichelberg und Aichschieß sowie drei Kindergärten und zwei Kinderkrippen sind wir heute mit unserem Bildungs- und Betreuungsangebot gut aufgestellt“, so Bürgermeister Andreas Jarolim, der mit Blick auf das 50-jährige Jubiläum der Gemeinde betont: „Was die Schule in Schanbach damals für das neue Aichwald und das Zusammenwachsen der drei Ortsteile geleistet hat, kann im Rückblick nicht hoch genug wertgeschätzt werden.“

Der Kulturteil der Schurwaldhalle wurde 1986 fertiggestellt
Grund- und Hauptschule Aichwald, etwa 1970

Wirtschaftsstandort Aichwald

Vom landwirtschaftlich geprägten Ortsbild zum breit aufgestellten Wirtschaftsstandort Bereits vor dem Zusammenschluss der Gemeinden Aichelberg, Aichschieß mit Krummhardt und Schanbach mit Lobenrot zur neuen Kommune Aichwald war es Anfang der 70er Jahre zu einem starken Bevölkerungswachstum gekommen. Um die damit verbundenen Infrastrukturmaßnahmen sowie Baulanderschließungen finanzieren zu können, bemühten sich die Gemeinden, auf ihren Gemarkungen Industrie und Gewerbe anzusiedeln. Dies nicht nur mit dem Ziel, vor Ort Arbeitsplätze zu schaffen - die es bis dato kaum gab - sondern auch, um die Gewerbesteuereinnahmen zu erhöhen und damit die dringend benötigten Haushaltsmittel zu beschaffen. Besonders erfolgreich war hierbei Aichschieß, wo sich heute im Bereich der Waldstraße auf einer Fläche von rund 15 Hektar nicht nur das älteste, sondern auch das größte Gewerbegebiet Aichwalds befindet: Bereits 1968 wurde am Ortseingang von Aichschieß der Bebauungsplan „Industriegebiet“ genehmigt, wo sich anfangs überwiegend auswärtige Firmen aus Esslingen niederließen. Die Gewerbeflächen in Schanbach wurden wenige Jahre später im Bereich der Uhlandstraße zusammen mit dem Baugebiet Brühlwiesen I erschlossen. Hierbei handelte es sich nur um wenige Bauplätze, die ab 1970/71 überwiegend von ortsansässigen Firmen bebaut wurden.

Mit dem Ausbau der Industriegebiete, bzw. der Ansiedlung von Gewerbe ging auch die Landwirtschaft stark zurück, die auf dem Schurwald eine lange Tradition hat: Gab es 1949 in Aichelberg noch 99 land- und forstwirtschaftliche Betriebe, in Aichschieß 91 und in Schanbach 78, so waren es 1971 nur noch 50, 59 bzw. 64. Auch die Intensivierung des Obstanbaus - bis 1960 befand sich die größte Himbeeranbaufläche Baden-Württembergs in Aichelberg - konnte den Rückzug der Landwirtschaft und die Veränderung der Ortsbilder nicht aufhalten, wo neben gewerblichen Flächen auch immer mehr Ein- und Zweifamilienhäuser gebaut wurden.

Gewerbe- und Baugebiete ersetzen Landwirtschaft Die Anstrengungen, die die stark wachsende neue Gemeinde für den Ausbau der kommunalen Infrastruktur in den 80er Jahren aufbringen musste, zeigte sich 1974 auch deutlich im Haushaltsvolumen von 11 Millionen DM. Diese Kosten versuchte die Gemeinde erneut, durch die weitere Ansiedlung von Gewerbegebieten zu kompensieren: In den 80er-Jahren wurden in Aichschieß der Bereich Himbeerweg sowie das Gewerbegebiet Nord ausgewiesen, die sich aus dem in Teilbereichen mehrfach geänderten Bebauungsplan „Industriegebiet“ entwickeln konnten.

Dabei zielten sämtliche Bebauungsplanänderungen bzw. -anpassungen laut Hauptamtsleiter Stefan Felchle darauf ab, „als Gemeinde auf den Bedarf der bereits vor Ort ansässigen Betriebe reagieren und diesen notwendige Erweiterungsmöglichkeiten bieten zu können.“ Dies auch vor dem Hintergrund, dass Aichwald beim Regierungspräsidium Stuttgart als „Gemeinde der Eigenentwicklung“ geführt werde, was laut Felchle bedeutet, „dass hier die Bedürfnisse ortsansässiger Unternehmen Vorrang haben und nicht die Ansiedlung ortsfremder Firmen.“

Dies spielte auch in den 90er Jahren bei der Entwicklung des Gewerbegebiets Ölschläger (Karlsteinstraße) in Aichelberg eine Rolle: Gestartet wurde das Verfahren 1991, seit 1995 gibt es einen Bebauungsplan für das Gewerbegebiet, in dem heute rund zehn Firmen ihren Sitz haben, die laut Felchle „im Wesentlichen aus Eigenentwicklung entstanden sind.“

Starker Branchen- und Größenmix „Wir hatten in Aichwald beim Gewerbe von jeher einen gesunden Branchenmix, der dazu führte, dass wir keinen allzu starken Schwankungen bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung unterworfen waren“, erinnert sich Alt-Bürgermeister Richard Hohler. Dadurch habe sich auch ein stabiles Gewerbesteueraufkommen ergeben, das für die weitere Entwicklung der früheren Gemeinden wichtig war. So stiegen etwa die Einnahmen aus der Gewerbesteuer in der Zeit zwischen 1990 und 1994 von knapp 3 Millionen auf rund 5,5 Millionen DM an. „Zudem gab es durch die angesiedelten Betriebe für die ortsansässige Bevölkerung auch ein willkommenes Angebot an Arbeits- und Ausbildungsplätzen“, so Hohler.

Mit dem Flächennutzungsplan von 2001 wurde mit dem „Buchenteich“ in Aichschieß schließlich die letzte Gewerbefläche Aichwalds ausgewiesen. Insgesamt verfügt Aichwald damit über 22,5 Hektar Gewerbeflächen, in denen rund 50 Betriebe angesiedelt sind. „Die Gewerbeentwicklung in Aichwald ist abgeschlossen“, betont Hauptamtsleiter Stefan Felchle. Da die Gemarkung Aichwald zu 75 Prozent in einem Landschaftsschutzgebiet liege, sei keine weitere Neuausweisung von Gewerbeflächen möglich.  

Gewerbeentwicklung ist abgeschlossen Bürgermeister Jarolim findet es zwar bedauerlich, den ortsansässigen Unternehmen keine „Erweiterungsmöglichkeiten mehr anbieten zu können“, betont aber zugleich die zahlreichen Besonderheiten und Vorteile, die den Wirtschaftsstandort Aichwald ausmachen: „In unseren Gewerbegebieten gibt es eine breite Palette an Branchen sowie Betrieben unterschiedlichster Größenordnungen“, so Jarolim. „Diese Vielfalt, die vom kleinen Handwerkbetrieb über traditionelle Familienunternehmen und Mittelständler bis hin zum Weltmarktführer reicht, schafft in Aichwald wirtschaftliche Stabilität und Innovationskraft.“

Mit dieser vielfältigen Wirtschaftsstruktur sei man bislang auch gut durch diverse Krisen wie etwa um das Jahr 2008 gekommen, wo andere Kommunen im Gegensatz zu Aichwald massive Einbrüche bei der Gewerbesteuer zu verzeichnen hatten. „In den letzten Jahren betrug das Gewerbesteueraufkommen durchschnittlich 3,5 Millionen Euro und ist damit ein wesentlicher Faktor in unserem Haushalt“, betont Kämmerer Andreas Jauß. Zum Vergleich: Durch die Grundsteuer erzielt die Gemeinde Einnahmen von jährlich rund einer Million Euro. Der Anteil der Einkommenssteuer, der in Aichwald bei rund 6,4 Millionen liegt, kommt insbesondere durch die zahlreichen Pendler zustande, so Jarolim: „Auf der landschaftlich reizvollen Hochfläche des Schurwalds gelegen, bietet Aichwald in idealer Weise die Möglichkeit, Leben und Arbeiten im Grünen mit der Anbindung an die wirtschaftlich starke Metropolregion Stuttgart zu verbinden.“ Hinzukomme ein breites Angebot an Einzelhändlern, Handwerksbetrieben, Freiberuflern und Dienstleistungsunternehmen,“ durch die es sich in Aichwald gut leben und arbeiten lässt“, wie Jarolim betont.

Eine weitere Besonderheit Aichwalds ist, dass rund 45 Prozent der knapp 1.500 Hektar großen Gemarkungsfläche nach wie vor landwirtschaftlich genutzt werden - wenn auch überwiegend im Nebenerwerb. Eine große Rolle spielt dabei der für den Schurwald typische Erdbeer- und Himbeeranbau; ein Alleinstellungsmerkmal hat hier der Ortsteil Aichelberg zu bieten, wo auf einer Fläche von 13 Hektar erfolgreich Wein angebaut wird. 

„Der Wirtschaftsstandort Aichwald bietet eine einzigartige Kombination aus naturnaher Umgebung, guter Infrastruktur, hoher Lebensqualität und einer starken Gemeinschaft“, ist sich Jarolim sicher. „Diese Faktoren machen unsere Gemeinde nicht nur zu einem attraktiven Standort für Unternehmen, die Wert auf eine nachhaltige und zukunftsorientierte Entwicklung legen, sondern auch für unsere Einwohnerinnen und Einwohner, die eine reizvolle Landschaft, gute Wohnqualität und unmittelbare Nähe zur Wirtschaftsregion Stuttgart zu schätzen wissen.“

Seit Mitte der 80er Jahre hat sich das Ortsbild von Schanbach stark verändert.

Reges Vereinsleben und buntes kulturelles Angebot:

„Die Vereine haben ganz wesentlich zum Zusammenwachsen der neuen Gemeinde Aichwald beigetragen“ Von der Hüttengaudi des MV Aichelberg über das Osterbrunnenfest der Landfrauen, das traditionelle Frühjahrskonzert des MGV Schanbach, den Jazz Frühschoppen des Kulturbeirats und dem GoldGelbFestival des Kulturvereins Krummhardt über die Aichwalder Kunsttage bis hin zum Winterkonzert der Jugendmusikschule und dem Weihnachtsmarkt in der Alten Dorfstraße – im Verhältnis zu seiner Größe mit rund 7.500 Einwohnern ist Aichwald eine sehr aktive und lebendige Gemeinde, die ein breites Kulturprogramm zu bieten hat. „Insbesondere die vielen Vereine mit ihren ehrenamtlich Tätigen sorgen dafür, dass es sich in Aichwald nicht nur gut leben, sondern auch zusammen feiern lässt“, betont Bürgermeister Andreas Jarolim.
 
Rund 45 Vereine und Initiativen organisieren ganzjährig Veranstaltungen und Feste für Jung und Alt, die zum Teil weit über die Ortsgrenze hinaus große Popularität genießen – wie etwa das jährlich in den Horben stattfindende MotoCross des MSC Aichwald oder das beliebte „GoldgelbFestival“, das alle zwei Jahre vom Kulturverein Krummhardt beim Wasserturm durchgeführt wird. Hinzukommen die vielfältigen Veranstaltungsreihen des Kulturbeirats der Gemeinde, die das kulturelle Leben in Aichwald bereichern.
 
„Ohne das Engagement der Vereine wäre Aichwald heute nicht so, wie wir es kennen“, sagt Richard Hohler, der der Gemeinde von 1974 bis 2006 als Bürgermeister vorstand. Direkt mit der Gemeindereform vor 50 Jahren hätten sich viele Vereinsakteure der bislang eigenständigen Ortsteile Aichschieß, Schanbach, Krummhardt, Lobenrot und Aichelberg eingebracht und zusammengearbeitet, erinnert sich der Alt-Bürgermeister. So fand bereits am 5. Oktober 1974 das erste, vor allem durch die Vereine getragene, gemeinsame Bürgerfest bei der Schule in Schanbach statt; 1977 traf der Vereinsring die Entscheidung, dass jeder Ortsteil ein eigenes Straßenfest ausrichten sollte. Die Reinerlöse aus diesen Festen in Höhe von rund 200.000 Mark hätten die Vereine der Gemeinde gespendet, um den Bau der neuen Schurwaldhalle zu unterstützen – und so für eine „Win-Win-Situation“ gesorgt: „Die Gemeinde freute sich über die finanzielle Zuwendung und die Vereine waren froh, dass sie die Halle später kostenlos für ihre Veranstaltungen nutzen konnten“, erinnert sich Hohler.

„Die Vereine haben ab 1974 ganz wesentlich zum guten Zusammenwachsen und Zusammenleben innerhalb der neuen Gemeinde Aichwald beigetragen“, ist sich auch der ehemalige Schulleiter Manfred Raab sicher, der acht Jahre lang dem Vereinsring vorstand: Dieser hatte sich bereits 1974 gegründet, um die Aktivitäten und Angebote der vielen Vereine  besser aufeinander abstimmen zu können: Zum Zeitpunkt der Gemeindereform gab es in den fünf Ortsteilen rund 30 Gruppierungen und Vereine, die zum Teil schon jahrzehntelang durch ihre vielfältigen Aktivitäten das kulturelle Leben auf dem Vorderen Schurwald bereichert hatten. So veranstaltete etwa der Männerchor „Eintracht Aichschieß“ 1952 anlässlich seines 50-jährigen Bestehens einen Festumzug mit über 2.000 Teilnehmenden. Auch der 1926 in Aichelberg gegründete Musikverein „Harmonie“, der seit 1898 bestehende Männergesangsverein Liederkranz Schanbach oder der Musikverein Aichschieß sorgten schon lange Zeit vor dem Zusammenschluss für vielerlei Aktivitäten – ebenso wie der Motorsportclub „Eiserne Hand“, der bereits seit 1955 regelmäßig Motorradrennen in Schanbach durchgeführt hatte. Vor der Machtergreifung der NSDAP hatten der Arbeitersportverein in Aichschieß sowie die Arbeiter-Radfahr-Vereine in Schanbach und Aichelberg das gesellschaftliche und sportliche Leben auf dem Schurwald mitgestaltet, bevor sie 1933 von der NS-Regierung verboten und zwangsaufgelöst worden waren.

Mitgliederzahlen wachsen stetig an Das mit der Gemeindereform verbundene starke Bevölkerungswachstum veränderte auch die Vereinslandschaft auf dem Vorderen Schurwald: Da jede Teilgemeinde Anfang der 80er Jahre noch eigene Neubaugebiete ausgewiesen hatte, war die Bevölkerung von 5.500 Einwohnern (1974) auf rund 8.000 Einwohner im Jahr 1982 angestiegen. Dadurch gewannen vor allem die Musik- und Sportvereine viele neue Mitglieder und konnten ihre Aktivitäten und Programme weiter ausbauen – insbesondere der ASV Aichwald, dessen Wurzeln auf den 1946 gegründeten „FV Aichelberg“ zurückgehen, erlebte einen immensen Aufschwung. 1971 folgten der Tennisverein, ein Jahr später der Reitverein. Auch außerhalb des Sport- und Musikbereichs hatte das Vereinsleben bereits in den 70er Jahren stetig zugenommen, etwa 1962 durch eine für alle drei Ortsteile agierende DRK-Ortsgruppe sowie eine Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins (1968). Hinzugekommen waren auch einige Vereine, die sich vor allem im sozialen Bereich engagieren.

Nachdem 1986 mit dem Kulturteil der Schurwaldhalle der neue gesellschaftliche Mittelpunkt der Gemeinde eingeweiht worden war, konnte das Kulturangebot in Aichwald verstärkt ausgebaut werden. Um das Veranstaltungsangebot der Vereine mit neuen Akzenten zu ergänzen und die Halle noch mehr mit Leben zu füllen, wurde auf Anregung des damaligen Bürgermeisters Hohler 1994 der Kulturbeirat Aichwald ins Leben gerufen: Seit nunmehr 30 Jahren organisiert eine Gruppe von Ehrenamtlichen ein vielseitiges Programm - von Konzerten über Theateraufführungen, Kleinkunstdarbietungen bis hin zu Gesprächsabenden. „Die Idee, dass die Einwohner über den Kulturbeirat selbst bestimmen, welche Veranstaltungen in der Schurwaldhalle stattfinden sollen, ist zu einer echten Konstante im Gemeindeleben geworden“, freut sich Hohler. Nicht mehr aus dem Kulturkalender wegzudenken sind etwa der Jazz-Frühschoppen vor der Schurwaldhalle, das Nikolauskonzert und das Kammerkonzert mit Solisten des SWR-Symphonieorchesters.

Über die Jahre sind in Aichwald viele weitere Angebote von Vereinen und anderen, auch kirchlichen, Einrichtungen hinzugekommen: So gibt es eine Konzertreihe in der Aichelberger Kirche und es wurden Orte der kulturellen Begegnung für ältere Menschen geschaffen. Seit 2013 sorgt der Verein Aichwalder Kunsttage dafür, dass große Kunst ins kleine Dorf Aichschieß kommt: An den beiden letzten Wochenenden vor dem 1. Advent werden bei den Ausstellungen im Evangelische Gemeindehaus in Aichschieß Werke international renommierter Künstler gezeigt. Auch die vielfältigen Angebote von Jugendmusikschule, Volkshochschule und Bücherei stoßen bei der Bevölkerung auf großes Interesse.

„Seit der Gemeindereform 1974 hat sich Aichwald von einer Ansammlung kleiner Dörfer zu einer starken und lebendigen Gemeinde entwickelt“, betont Bürgermeister Andreas Jarolim. Besonders hervorzuheben sei dabei „das große Engagement der Bürgerinnen und Bürger, die durch ihre ehrenamtliche Arbeit in den Vereinen und bei Veranstaltungen das Gemeinschaftsgefühl stärken und das kulturelle Leben in Aichwald enorm bereichern.“

Foto: MSC Aichwald
Spannende Rennen, begeistere Zuschauer und ein buntes Rahmenprogramm – beim internationalen ADAC Motocross befindet sich Aichwald 3 Tage im Ausnahmezustand.
Foto: Peter Steiner
Alle 2 Jahre verwandelt sich das Areal um den Wasserturm in Krummhardt während des Goldgelb Festivals in ein gelbes Sonnenblumenfeld.

Beliebtes Naherholungsgebiet mit hohem Freizeitwert

„Aichwald war das Kitzbühel des Vorderen Schurwalds“ Zwischen Rems- und Neckartal, auf der Hochfläche des Vorderen Schurwalds gelegen, bestimmen große Waldflächen, weite Felder, Streuobstwiesen und Weinberge das Landschaftsbild Aichwalds. Doch nicht erst in jüngster Vergangenheit bietet die Gemeinde damit ideale Voraussetzungen zur Naherholung oder für sportliche Aktivitäten in wunderschöner Natur: Noch weit vor der Gründung Aichwalds im Jahr 1974 hatten die Ortsteile Aichschieß, Aichelberg und Schanbach eine wichtige Bedeutung als Naherholungsraum sowie beliebte Ausflugs- und Fremdenverkehrsziele – insbesondere für die Menschen der nahegelegenen industriellen Ballungsräume.

So war Aichelberg bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Region bekannt für die prächtige Kirschblüte und seine guten Weine, die viele Ausflügler anzogen. Zusammen mit dem Kirschverkauf stellte der Weinanbau auch lange Zeit die wichtigste Einnahmequelle für die örtliche Bevölkerung dar. Da die Landwirtschaft jedoch meist keine ausreichende Lebensgrundlage bot, suchten viele Menschen eine Arbeit in den aufstrebenden Fabriken im Neckar- oder Remstal, wofür sie einen rund einstündigen Fußmarsch bis zur nächsten Bahnstation in Kauf nehmen mussten.

Neben den Pendlern suchten auch die Bewohner vor Ort nach neuen Verdienstmöglichkeiten – und fanden diese im Fremdenverkehr. Um 1900 gab es in den Gemeinden des heutigen Aichwald eine ganze Reihe Schank- und Gastwirtschaften, die den Ausflüglern insbesondere traditionellen Obstmost und Wein kredenzten: Je drei davon befanden sich in Schanbach, Aichschieß und Aichelberg sowie jeweils eine in Lobenrot und Krummhardt. Verstärkt wurden in den Gasthäusern auch Fremdenzimmer angeboten, um während der Sommermonate „Luftkurgäste“ beherbergen zu können: Schon Anfang des 20. Jahrhunderts war Aichschieß als Luftkurort recht bekannt, wie man auch in einem Artikel der Eßlinger Zeitung aus dem Jahr 1912 nachlesen kann: Dieser empfahl den Erholungssuchenden aus der „lärmenden Industriestadt“ die Schurwaldgemeinde als ideale Sommerfrische: Es gebe „keinen stilleren, gesünderen, idyllischer und  günstig gelegeneren Ort als das mit Obstbäumen und Wald umgebene Aichschieß.“ Auch das als Ausflugsort sehr beliebte Aichelberg wurde noch bis in die 1930er Jahren amtlich als „Fremdenverkehrsgemeinde“ bezeichnet.

Beliebtes Ausflugsziel im Sommer und Winter Die Eröffnung der „Kraftfahrtlinie Aichelberg-Eßlingen“ durch die Firma Rühle und Baitsch im Jahr 1926 erleichterte nicht nur den Pendler ihren Weg zur Arbeit – sie brachte auch noch mehr Ausflügler auf den Vorderen Schurwald. Waren bislang vor allem Wochenend-Spaziergänge in den Sommermonaten sehr beliebt, bekam nun auch der Wintersport auf dem Schurwald einen enormen Aufschwung: Der damalige Aichschießer Pfarrer Vogt berichtete von „täglich vielen hunderten Skifahrern“, die Aichschieß zusammen mit Krummhardt die Bezeichnung „Kitzbühel des Schurwalds“ und „Mekka der Schifahrer und Rodler“ einbrachte.

Mitte der 60er Jahre investierte man in den Gemeinden verstärkt in Werbung, um den Fremdenverkehr als wichtige Einnahmequelle weiter anzukurbeln. Zugleich brachte man zahlreiche Maßnahmen auf den Weg, um den Tourismus auf dem Vorderen Schurwald zu fördern: Anfang der 70er Jahre wurden mehrere Wanderparkplätze angelegt (der erste 1964/65 in Aichschieß) und Rastplätze im Wald sowie eine Minigolf- und Bocciabahn in Aichelberg errichtet. Auch mit dem Aufstellen von Sitzbänken an Spazierwegen oder der Teilnahme an Blumenschmuckwettbewerben konnte die Attraktivität der Gemeinden weiter gesteigert werden.

1974 folgte mit der Gemeindereform der Zusammenschluss von Aichschieß, Aichelberg und Schanbach zur neuen Gemeinde Aichwald – wodurch auch die Anstrengungen im Bereich Naherholung/ Tourismus sowie im Bereich Freizeitaktivitäten weiter ausgebaut, gebündelt und koordiniert werden konnten: So errichtete man in den einzelnen Ortsteilen mehrere Spiel- und Bolzplätze und auch das Wanderwegenetz wurde stetig erweitert: Heute bieten in Aichwald 17 ausgeschilderte Rundwanderwege mit einer Gesamtlänge von über 100 Kilometern eine breite Auswahl von gemütlichen bis hin zu ausgedehnten Wanderungen. Rechtzeitig zum 50-jährigen Jubiläum der Gemeinde präsentieren sich die fünf Wanderparkplatz-Wegweiser (sowie fünf neue Ortseingangstafeln) in einem rundum erneuerten Design. Bereits seit letztem Jahr waren die alten, in die Jahre gekommenen Holz-Übersichtstafeln an den Wanderparkplätzen „Drei Linden“, „Alter Hau“, „Aichelberg“, „Waldschenke“ und am Parkplatz „In den Horben“ nacheinander ausgetauscht worden, um Spaziergängern und Wanderern eine bessere Orientierung zu ermöglichen. Für alle Lauf- und Walkingfreunde gibt es zudem drei ausgeschilderte Laufstrecken mit Kilometerangaben; Start und Ziel aller Strecken ist der Wanderparkplatz Horben, wo auch eine Übersichtstafel installiert ist.

Für Radfahrer führt die „Schurwald-Radroute“ über alle fünf Ortsteile Aichwalds und ist über Stetten, Strümpfelbach und Schnait mit dem Remstal verbunden. Mit der offiziellen Einweihung des 1,7 Kilometer langen Radweg-Teilstücks von Aichschieß zur Deponie Weißer Stein konnte zudem im August 2023 eine wichtige Lücke im Radwegenetz des Landkreises Esslingen geschlossen werden.

Wald und Streuobstwiesen als Naherholungsraum Auch die vielen Streuobstwiesen haben für Aichwald als Naherholungsgebiet seit jeher eine große Bedeutung. Schon seit Jahrzehnten spielt der Obst- und Gartenbauverein Aichwald e.V. eine wichtige Rolle bei der Pflege und Erhaltung dieser wertvollen Landschaft – von Schnittkursen für die Baumpflege über Biozertifizierung und Jungbaumverkauf alter Sorten bis hin zum Obststräßle und Bienenhotel.  „Mit unserem vielfältigen Engagement wollen wir für die zukünftigen Generationen sicherstellen, dass diese Blütenpracht im Frühjahr erhalten bleibt und wir im Herbst weiterhin süße Früchte ernten können“, erklärt OGV-Schriftführerin Sybille Hackbarth.

Auch der gemeindeeigene Wald, der früher vor allem stark forstwirtschaftlich genutzt wurde, gewann im Laufe der Jahrzehnte eine immer größere Bedeutung für die Freizeitgestaltung und Naherholung. Nachdem auch die Wälder in Aichwald in den 1980er Jahren durch Luftverschmutzung und sauren Regen erheblichen Schaden genommen hatten, begann eine naturnahe Waldbewirtschaftung: Verstärkt wurden Mischwälder sowie klimaresistente Baumarten angepflanzt, um die Widerstandsfähigkeit der Wälder zu erhöhen und diese besser an die Auswirkungen des Klimawandels (wie Dürren, Stürme, Schädlingsbefall oder Dauerregen) anzupassen.

So machen Laubbäume in Aichwald insgesamt 77 Prozent und Nadelbäume 23 Prozent der Waldfläche aus. Auffällig ist die größere Baumartenvielfalt in den Altbeständen (Schurwaldmischung mit Eiche, Kiefer, Lärche) im deutlichen Gegensatz zu den jüngeren Beständen, die fast ausschließlich aus Buche bestehen. „Durch die dauerhafte Sicherung und Pflege von Mischwäldern wollen wir für die Herausforderungen des Klimawandels gewappnet sein“, betont Revierförster Daniel Fritz. Zudem solle der gemeindeeigene Wald, der komplett im Naturschutzgebiet liegt und knapp neun Prozent kartierte Biotopfläche ausweist, mit standortangepassten und vitalen Bäumen verjüngt werden. Fritz: „Mit Blick auf die Folgen des Klimawandels ist eine Verjüngung in klimastabile Mischbestände unabdingbar.“

Unterstützt wird die Umgestaltung durch die Aufforstungsaktion „Aichwald bäumt sich auf“: Auf Initiative von FW-Gemeinderätin Dr. Edda Hoffmann wurden im März 2021 dafür 850 Hainbuchen und 150 Robinien gepflanzt. Bei dieser sowie einigen Folgeaktionen waren auch Bürgermeister Andreas Jarolim und zahlreiche Mitglieder des Gemeinderats beteiligt. Zudem nutzen immer wieder zahlreiche Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit, sich bei einer Wanderung mit dem Forstamt über den klimabedingten Waldumbau im Vorderen Schurwald zu informieren.

Der Schurwald ist seit jeher ein beliebtes Ausflugs- und Naherholungsgebiet“, betont Bürgermeister Andreas Jarolim. Neben den „Klassikern“ wie Wandern oder Spazierengehen seien neue Freizeitaktivitäten hinzugekommen und die Infrastruktur entsprechend ausgebaut und angepasst worden. Jarolim: „Egal, für welche der vielen Freizeitmöglichkeiten man sich entscheidet. Aichwald war und ist ein wichtiger Erholungsraum für die Menschen in der Region und natürlich auch für die Aichwalderinnen und Aichwalder selbst.“

Interview mit Bürgermeister Andreas Jarolim zum 50-jährigen Jubiläum

"50 Jahre Aichwald sind eine Erfolgsgeschichte der besonderen Art" - Bürgermeister Andreas Jarolim im Amtsblatt-Interview zum Gemeindejubiläum

Interview mit Bürgermeister Andreas Jarolim zum 50-jährigen Jubiläum

„Wir haben zusammen enorm viel erreicht“ Im Amtsblatt-Interview zum 50-jährigen Jubiläum blickt Bürgermeister Andreas Jarolim auf die Anfänge der Gemeinde zurück, betont die Besonderheiten Aichwalds und spricht über zukünftige Herausforderungen.  

Herr Bürgermeister, was bedeutet das 50-jährige Jubiläum für Sie persönlich und für die Gemeinde?
Jarolim: Das 50-jährige Jubiläum Aichwalds ist ein besonderer Meilenstein, nicht nur für unsere Gemeinde, sondern auch für mich persönlich. Es ist eine Gelegenheit, stolz auf das zu sein, was wir gemeinsam erreicht haben und gleichzeitig die Weichen für die Zukunft zu stellen. Für die Gemeinde ist es ein guter Anlass, sich ihrer Wurzeln zu besinnen und die ganz besondere Gemeinschaft zu feiern, die unsere Ortsteile und ihre Bürgerinnen und Bürger seit 1974 verbindet.

Würden Sie denn sagen, dass Aichwald nach der „Vernunftsehe“ 1974 inzwischen zu einer Einheit zusammengewachsen ist?
Jarolim: Ja, absolut. Fragen Sie einmal unsere jungen Leute, woher Sie kommen: Die Antwort wird nicht Aichschieß, Schanbach oder Aichelberg sein, sondern immer Aichwald. Am Anfang mag es vereinzelt kleinere Anlaufschwierigkeiten gegeben habe. Aber über die Kinder, die bereits seit Ende der 70er Jahre gemeinsam die neue Schule in Schanbach besuchten, sind sich auch die Eltern nähergekommen. Zudem haben sich die 30 Vereine, die es damals in den fünf Ortseilen gab, aktiv in die neue Gemeinde eingebracht und viel zum Zusammenwachsen und guten Zusammenleben beigetragen. Sicher ist es auch heute noch so, dass sich jeder Teilort seine kleinen traditionellen und kulturellen Eigenheiten bewahrt hat, aber genau das macht doch den Reiz Aichwalds aus. 

Wie hat sich die Gemeinde in den letzten 50 Jahren verändert? Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Meilensteine?
Jarolim: Unsere Gemeinde hat sich in vielerlei Hinsicht massiv verändert: Durch die Gemeindereform konnte sich Aichwald von einer Ansammlung kleiner, landwirtschaftlich geprägter Ortsteile zu einer starken, lebendigen Gemeinde mit einer guten vor-Ort-Infrastruktur entwickeln. Wichtige Meilensteine waren sicherlich die Einweihung des Kulturteils der Schurwaldhalle 1986, die Einweihung des Seniorenzentrums (2005) und des Ärztehauses (2014), die Ortskernsanierung Schanbachs im Jahr 2009 sowie die Sanierung des Schulzentrums in Schanbach einschließlich der Alten Sporthalle (2019-2024). Hinzu kamen die Erweiterung des Gewerbegebiets Aichschieß, die Erschließung des Neubaugebiets Fuchsbühl und viele weitere Entwicklungen, die maßgeblich dazu beigetragen haben, dass unsere Gemeinde heute so lebenswert ist. Insbesondere Familien wissen Aichwald als ruhigen Wohnort mit guter Infrastruktur zu schätzen. Zudem bieten wir mit unseren drei Grundschulstandorten in Schanbach, Aichelberg und Aichschieß sowie drei Kindergärten und zwei Kinderkrippen ein breites Bildungs- und Betreuungsangebot.

Welche besonderen Herausforderungen hat Aichwald seit der Gemeindereform gemeistert?
Jarolim: Die größte Herausforderung stellte sicherlich die Entwicklung der Einwohnerzahl dar. Da jeder der fünf Teilorte noch kurz vor der Gemeindereform eigene Neubaugebiete ausgewiesen hatte, hat sich die Bevölkerung innerhalb von zehn Jahren  nahezu verdoppelt! Damit wuchs Aichwald in dieser Zeit rund zehnmal schneller als andere Orten im Landkreis Esslingen, was die neue Gemeinde vor vielfältige Aufgaben und Herausforderungen, insbesondere beim Ausbau der Infrastruktur sowie der Grundversorgung, stellte. Die Leistung unseres ersten Bürgermeisters Richard Hohler und seiner Verwaltung kann dabei im Rückblick nicht hoch genug wertgeschätzt werden.
 
Heute ist Aichwald ist gut aufgestellt. Unser offizieller Slogan „Immer auf der Höhe“ trifft ja nicht nur auf die reizvolle Schurwaldhöhenlage zu, auch sonst in Aichwald „auf der Höhe der Zeit“ – etwa mit einer modernen Infrastruktur und Verwaltung, einem familienfreundlichen Bildungs- und Betreuungsangebot, einer Bandbreite an Industrie- und Handelsunternehmen sowie einem vielschichtigen Sport-, Freizeit- und Erholungsangebot.

Gibt es geplante Projekte oder Entwicklungen, die die Gemeinde nachhaltig prägen werden – und was sind dabei die wichtigsten Zukunftsaufgaben?
Jarolim: Mit dem Neubau der Kita und Grundschule in Aichschieß werden wir in den nächsten Jahren nochmals viel Geld in die Hand nehmen, um unseren Kindern und Jugendlichen eine gute Zukunft zu ermöglichen. Um dem demografischen Wandel Rechnung zu tragen, bauen wir unsere Angebote für Senioren weiter aus, damit wir in den nächsten Jahren zusätzliche Heim- und Pflegeplätze anbieten können. Auch bei der Digitalisierung und dem Ausbau der Glasfaserleitungen bleiben wir am Ball, ebenso bei den Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Ich bin sehr stolz auf den erfolgreichen Verlauf der PV-Bündelaktion, die wir gemeinsam mit den Teckwerken durchgeführt haben: Passend zum 50-jährigen Jubiläum Aichwalds ist kürzlich die 50. Photovoltaik-Anlage ans Netz gegangen, um Solarstrom vom eigenen Dach zu produzieren. Mit unseren eigens ausgebildeten PV-Beratern inkl. PV-Sprechstunde im Rathaus werden wir das Thema weiter voranbringen. Eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben und Herausforderungen für uns als Gemeinde wird allerdings die Personalgewinnung im Rathaus sein: Nur dann können wir wichtige Themen weiter vorantreiben und uns als Verwaltung effizient aufstellen. 

Was wünschen Sie Aichwald  für die nächsten 50 Jahre?
Jarolim: Ich wünsche mir, dass Aichwald weiterhin ein Ort bleibt, an dem sich die Menschen wohlfühlen, gerne leben und gut zusammenleben. Dass wir unsere Traditionen bewahren, aber auch offen für Veränderungen und Innovationen sind. Vor allem wünsche ich mir, dass uns der Gemeinschaftssinn, der starke Zusammenhalt und das große ehrenamtliche Engagement, das unsere Gemeinde auszeichnet, auch in den kommenden Jahrzehnten erhalten bleiben.

Wie feiern Sie persönlich das 50-jährige Jubiläum? Gibt es ein Highlight, auf das Sie sich besonders freuen?
Jarolim: Für mich ist das ganze Festwochenende am 21./ 22. September ein Highlight. Besonders freue ich mich dabei auf das tolle Programm, an dem sich zahlreiche Aichwalder Vereine und Institutionen mit vielfältigen Aktivitäten beteiligen. Persönlich werde ich das Jubiläum mit meiner Familie und sicherlich vielen interessanten Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern genießen. Es ist für mich eine tolle Gelegenheit, die Menschen zu treffen, die unsere Gemeinde so besonders und einzigartig machen.

Die Fragen stellte Martina Brückner, freie Journalistin in Esslingen.

Gemeinde Aichwald: Jubiläum - 50 Jahre Gemeinde Aichwald

Gemeinde Aichwald: Jubiläum - 50 Jahre Gemeinde Aichwald

Buntes Programm rund um die Schurwaldhalle am 21.-22. September:

Aichwald feiert seinen 50. Geburtstag mit großem Fest-Wochenende Am Samstag, 21. September ist es endlich soweit: Aichwald feiert sein 50-jähriges Gemeindejubiläum mit einem großen Fest-Wochenende rund um die Schurwaldhalle. Die Besucher erwartet ein vielseitiges und abwechslungsreiches Programm, an dem sich über 30 Aichwalder Vereine und Institutionen beteiligen. Eröffnet wird das Geburtstagsfest um 17 Uhr von Bürgermeister Jarolim mit Unterstützung der Singenden Grundschule Aichwald, bevor um 18 Uhr Widmann & Band sowie im Anschluss ab 20 Uhr die Gaudi-Band des Musikvereins Aichelberg für ausgelassene Partystimmung sorgen werden.
Der Sonntag beginnt um 10 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst, um 11 Uhr lädt der Musikverein Aichschieß zum Frühschoppen ein. Ab 13 Uhr nutzen zahlreiche Vereine und Institutionen auf dem Gelände rund um die Schurwaldhalle die Gelegenheit, sich mit Infoständen und vielfältigen Aktionen vorzustellen – die von Bastelmöglichkeiten, einer Spielstraße, Flohmarkt und Kinder-Schminken über eine Oldtimer-Ausstellung bis hin zum Tennis-Kleinfeld und Repair-Café reichen.
Zudem dürfen sich die Besucherinnen und Besucher auf ein abwechslungsreiches Programm auf der Außenbühne freuen: Geplant sind unter anderem Zumba- und Trommel-Vorführungen der VHS Aichwald, eine Mitmachgymnastik des Seniorenrats Aichwald, ein Konzert der drei Chöre des MGV Liederkranz Schanbach sowie Volkstanz- und Line-Dance-Aufführungen der Landfrauen, während die Bücherei Aichwald das Ende ihrer Sommerferien-Aktion „Heiß auf Lesen“ zusammen mit einem Clown gestalten wird. Auf dem Parkplatz des Jugendhauses Domino wird die Feuerwehr Aichwald Schauübungen mit Rundfahrten durchführen, an der Bushaltestelle „Schanbach Schule“ findet ab 13 Uhr der ÖPNV-Aktionstag von BBA BürgerBus Aichwald, VVS und Schlienz-Tours statt.
Auch für das leibliche Wohl wird bestens gesorgt sein. Zudem besteht für alle Besucher während des gesamten Fest-Wochenendes die Möglichkeit, es sich auf der ausgeschilderten Picknick-Wiese mit Decke oder Liegestühlen gemütlich zu machen. Dabei kann man auch gut dem Konzert der Band „2-Plugged“ lauschen, mit dem das Fest-Wochenende am Sonntagabend seinen Abschluss finden wird.
„Es freut mich sehr, dass sich so viele Aichwalder Vereine und Institutionen mit tollen Aktionen an unserem Fest-Wochenende beteiligen“, betont Bürgermeister Andreas Jarolim. Bereits vor 50 Jahren hätten die Vereine in den fünf Ortsteilen Aichelberg, Aichschieß mit Krummhardt und Schanbach mit Lobenrot viel zum Zusammenwachsen und guten Zusammenleben in der neuen Gemeinde Aichwald beigetragen, ebenso die Kirchengemeinden. Jarolim: „Ohne dieses Engagement und den großen ehrenamtlichen Einsatz wäre Aichwald nicht die lebens- und liebenswerte Gemeinde, wie wir sie heute kennen.“ 

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Seestraße 8
73773 Aichwald

Tel.: 0711 / 36 909 - 0
Fax: 0711 / 36 909 - 18
E-Mail: info@aichwald.de

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Festwochenende Übersichtsplan/Programm (295,1 KB) vom Sonntag, 22.09.2024

Festzeitschrift "50 Jahre Gemeinde Aichwald" (7,467 MB)

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